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3. Brief – Kopenhagen, 14. Juli (3)

Aber seltsamerweise war niemand außer mir und E. auf die Idee gekommen, Plätze auf der Christiania zu verlangen. Das Schiff war am gleichen Tag um halb 8 Uhr morgens angekommen, und gleich danach bat K. den freundlichen Kapitän, uns das Schiff betreten zu lassen. Der Kapitän war einverstanden, aber nur unter der Bedingung, daß außer uns beiden nicht noch mehr dazukommen würden. Wir zwei konnten auch erst um 12 Uhr, denn K. wollte noch dem Prinzen von Hessen und anderen seine Aufwartung machen, und ohne ihn hätten wir nicht durch die Menschenmassen kommen können.

3. Brief – Kopenhagen, 14. Juli (2)

Der gestrige Morgen war hell und klar. Die Sonne stand hoch am Himmel und lächelte vergnügt, und schon um 9 Uhr begannen festlich gekleidete Scharen durch alle Straßen zu ziehen, und um 11 Uhr waren es schon unzählbare Massen. Alle strömten zum Toldboden und der Langelinie, so daß der ganze Strand, der Kai und die Brücke vom Toldboden – unzählige Schiffe und Boote – alles war überfüllt von schaulustigen, wartenden Menschen.

3. Brief – Kopenhagen, 14. Juli (1)

So, liebste A.! Jetzt ist der König, der „schwedische König“ , das Motto des Tages! Jedes Gespräch und jeder Satz beginnt mit diesem Thema, und ein schöneres Schauspiel als seine Ankunft kann man sich „neppe“ vorstellen! Es fand gestern um 12 Uhr mittags stand, und ich möchte jetzt nur von diesem Ereignis sprechen und aufschieben, wie wir die Tage vom 7. bis zum 14. Juli in diesem herrlichen Sommermonat verbracht haben.

2. Brief – Kopenhagen, 7. Juli 1846 (Z)

Aber die schönen, echten Blumen, die man hier überall sieht, finden immer Bewunderung bei E. und mir. Weiße Lilien blühen und duften hier schon, und Rosen in allen Farben und Größen entzücken das Auge und verbreiten überall das herrlichste Aroma. Auf Bellavista gab es eine große Auswahl davon, und der liebenswürdige Wirt gab E. eine Menge, die nun vor mir steht und mich an zu Hause und die guten Nachbarn erinnert. Duftende Rosen wecken bei mir noch viele andere Gedanken und Erinnerungen! Das war es für heute, und im nächsten Brief – werde ich wohl nur von der Ankunft des Königs und K.s reden. Beide habe ich herbeigesehnt, aber auf sehr verschiedene Arten. Gute Nacht!

2. Brief – Kopenhagen, 7. Juli 1846 (Y)

Findest Du nicht, daß wir unsere knappe Woche gut genutzt haben? Ich habe aber noch nicht davon gesprochen, wie sehr ich in den Läden leide, denn darin herumzulaufen, ist mir jetzt eine noch größere Qual als früher. Es ist mir zuwider, all das Kaufen und Verkaufen. Ich weiß kaum eine tristere Tätigkeit, als durch all diese Läden mit ihrem unglaublichen und raffinierten Luxus zu traben. Ja, meine Augen sind all dieser bunten Dinge müde, und ich glaube, ein Tannenzapfen oder ein Igel würde ich gegen all diesen Kram schön finden.

2. Brief – Kopenhagen, 7. Juli 1846 (X)

Über die Frauenkirche sage ich nichts. Davon hast Du mehr als genug von anderen gehört. Nein – ich schreibe Dir lieber, wie mir alle Dinge gefallen haben, denn Dich interessiert sicher nicht, daß tout le monde und sogar le beau monde mit Entzücken stundenlang zuhörte, was ein reisender Franzose von der französischen Literatur hielt, denn die Tatsachen, die er anführte, konnten sie auch anderweitig erfahren. Nein, liebste A.! Ich sage es noch einmal und erinnere Dich noch einmal daran: Willst Du etwas über Längengrade und Breitengrade wissen? Willst Du geographische und topographische Notizen, Statistiken und politische Nachrichten haben, Ellen und Meilen, Höhen und Breiten etc.? Dann geh zu jemand anderem, denn die gibt es regalweise, und sie sind sehr interessant und lesenswert. Am Sonntagnachmittag sind wir mit ein paar anderen darunter auch Professor Welhaven, auf der Langelinie spazierengegangen und haben uns das sonntägliche Treiben angesehen, das überall gleich ist, aber viel...

2. Brief – Kopenhagen, 7. Juli 1846 (W)

Sonntag hatten wir einen herrlichen Vormittag. Der Bischof zelebrierte selbst eine „Bischofsweihe“ in der Frauenkirche, und es war eine der feierlichsten Zeremonien, denen ich je beigewohnt hatte. Wir waren vom Bischof eingeladen worden und hatten Eintrittskarten von ihm bekommen. Sein Sohn führte uns zu guten Plätzen, direkt neben dem herrlichen Taufbecken: Thorvaldsens Engel mit der Muschel in beiden Händen. Die Kirche, dieser schöne Gottestempel, war überfüllt von Leuten, die vornehm gekleidet und feierlich gestimmt waren, fand ich. Der Bischof stand in einem Gewand aus Goldbrokat mit weißen und grünen Verzierungen selbst vor dem Altar, und der neue Bischof, der auf Island angestellt ist, war genauso gekleidet und saß vor ihm. Das sah ungewöhnlich aus. Bischof M. sprach fast eine Stunde lang heilige Worte, und man sah deutlich, daß sie von Herzen kamen. Sechs oder acht andere Geistliche trugen weiße Meßgewänder mit breiten Spitzen – Kleidung, die unseren Morgen- und Abendröcken ...