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Es werden Posts vom Januar, 2024 angezeigt.

2. Brief – Kopenhagen, 7. Juli 1846 (W)

Sonntag hatten wir einen herrlichen Vormittag. Der Bischof zelebrierte selbst eine „Bischofsweihe“ in der Frauenkirche, und es war eine der feierlichsten Zeremonien, denen ich je beigewohnt hatte. Wir waren vom Bischof eingeladen worden und hatten Eintrittskarten von ihm bekommen. Sein Sohn führte uns zu guten Plätzen, direkt neben dem herrlichen Taufbecken: Thorvaldsens Engel mit der Muschel in beiden Händen. Die Kirche, dieser schöne Gottestempel, war überfüllt von Leuten, die vornehm gekleidet und feierlich gestimmt waren, fand ich. Der Bischof stand in einem Gewand aus Goldbrokat mit weißen und grünen Verzierungen selbst vor dem Altar, und der neue Bischof, der auf Island angestellt ist, war genauso gekleidet und saß vor ihm. Das sah ungewöhnlich aus. Bischof M. sprach fast eine Stunde lang heilige Worte, und man sah deutlich, daß sie von Herzen kamen. Sechs oder acht andere Geistliche trugen weiße Meßgewänder mit breiten Spitzen – Kleidung, die unseren Morgen- und Abendröcken

2. Brief – Kopenhagen, 7. Juli 1846 (V)

Wir haben einen bezaubernden Abend in Bellavista verbracht, einer schönen kleinen Villa nahe bei Bellevue und Klampenborg. Sie gehört dem Minister P. , und seine Frau ist die Schwester der bekannten Gräfin Bombelles oder Ida Brun, die nicht mehr und nicht weniger ist als die Schwägerin von Marie Louise von Parma , Napoleons Witwe! Frau P. ist eine „dame comme il faut“ im besten Sinn des Wortes. Außerdem ist sie eine liebenswürdige Gastgeberin, immer freundlich und guter Laune. Ich war jedoch sehr nervös, daß wir bei dieser angenehmen Gesellschaft die Zeit vergessen und den Merkurius, den Omnibus, verpassen würden, mit dem wir nach Hause fahren wollten. Aber wir vergaßen nicht die Zeit, und ein junger Pariser, der sagte, er sei ”pour son plaisir” auf Reisen und der so gute Manieren hatte, daß wir seine Fragen gern beantworteten, verkürzte die Zeit, denn die Fahrt zwischen Bellevue und der Stadt dauert fünf Viertelstunden. Müde, aber sehr zufrieden mit dem Tag und der netten Reisegesell