2. Brief – Kopenhagen, 7. Juli 1846 (V)

Wir haben einen bezaubernden Abend in Bellavista verbracht, einer schönen kleinen Villa nahe bei Bellevue und Klampenborg. Sie gehört dem Minister P., und seine Frau ist die Schwester der bekannten Gräfin Bombelles oder Ida Brun, die nicht mehr und nicht weniger ist als die Schwägerin von Marie Louise von Parma, Napoleons Witwe! Frau P. ist eine „dame comme il faut“ im besten Sinn des Wortes. Außerdem ist sie eine liebenswürdige Gastgeberin, immer freundlich und guter Laune. Ich war jedoch sehr nervös, daß wir bei dieser angenehmen Gesellschaft die Zeit vergessen und den Merkurius, den Omnibus, verpassen würden, mit dem wir nach Hause fahren wollten. Aber wir vergaßen nicht die Zeit, und ein junger Pariser, der sagte, er sei ”pour son plaisir” auf Reisen und der so gute Manieren hatte, daß wir seine Fragen gern beantworteten, verkürzte die Zeit, denn die Fahrt zwischen Bellevue und der Stadt dauert fünf Viertelstunden. Müde, aber sehr zufrieden mit dem Tag und der netten Reisegesellschaft, kamen wir abends um 11 Uhr nach Hause. Der Abend war milde und angenehm, aber sehr dunkel, so daß die hell erleuchteten Schaufenster gut zur Geltung kamen. So etwas erlebt man am 6. Juli in Stockholm nicht.

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