2. Brief – Kopenhagen, 7. Juli 1846 (U)

Ich weiß wirklich nicht, welcher von unseren Schauspielern ihm das Wasser reichen könnte, jedenfalls nicht in diesem Stück. Jungfer Ryge spielte ihre Rolle gut, aber ein wenig gekünstelt, was auch die beste Darstellung beeinträchtigt. Das Stück wurde zum erstenmal und vor fast vollem Haus aufgeführt, doch wie das Publikum es eigentlich fand, weiß ich nicht, denn als das Stück zu Ende war, wurde ebensoviel geklatscht, gepfiffen, gelacht und geschwiegen wie nach allen anderen. Was man daraus schließen kann, weiß ich nicht. Nach diesem Werk von Dumas wurde das in Schweden schon abgedroschene ”Emelie’s Hjertebanken” gespielt – aber sieh einer an! Das, was in Schweden „klopft“, ist von der schlechtesten Sorte, und dieses war ausgezeichnet! Frau Heiberg ist bezaubernd in diesem kleinen, ganz eigenen Stück. Man fühlt sich in seine Jugend zurückversetzt, bei mir also die Zeit, in der ich – vor ungefähr 100 Jahren – von Graf C. in den Amaranten-Orden eingeführt wurde und Seine Exzellenz, der liebenswerte alte D. l. G., mich empfing. Ich war damals genauso glücklich wie Emelie, als der Wagen kam, und die Schauspielerin versteht sich darauf, die beinahe unergründlichen Gefühle einer Fünfzehnjährigen wiederzugeben. Man lachte, man klatschte und rief Frau Heiberg heraus – und sie hatte diese Auszeichnung auch wirklich verdient.

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