2. Brief – Kopenhagen, 7. Juli 1846 (Q)

Bei uns sieht man oft junge, schöne Mädchen … in der Rolle alter Frauen, und alte zahnlose … Primadonnen, vor allem bei den umherreisenden Theatergruppen. Ein Pfänderspiel bei der Familie des Kupferschmieds und ein déjeuner bei dem glücklichen Studenten, der die Seinen in seine bescheidene Wohnung im Regentsen einlädt, sind von höchster Lächerlichkeit, ich sah, daß das ganze Theater – das Parkett und die erste Reihe inbegriffen – schallend lachte! Das wunderte E. sehr, ebenso, daß man hier sehr auf die Kostüme achtet: Mutter Smidt trug eine alte braune Bombasinhaube mit schwarzem Samtsaum, also eine solche, wie man sie in Wirklichkeit und bei Regenwetter sieht, und Rikke hatte eine bomullskråka (???), als sie mit ihren Eltern von dem Besuch bei dem Studenten zurückkam. Aber so ist es richtig. Elegant ist es nicht, aber richtig, und es trägt sehr dazu bei, eine Illusion zu schaffen. Im neuen Theater bei uns sollte man sich auch darauf besinnen, aber Frau Gelhaar, Frau Hjortsberg, Frau Almlöf u. a. in etwas anderem als Flor und Seide zu sehen … wäre sicher ebenso unmöglich, wie einen Leoparden ohne seine angeborenen Flecken zu sehen.

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