1. Brief – Göteborg, 28. Juni 1846, ein Sonntagmorgen (E)

Gegen Abend ging ich an Deck, und es war herrlich. Die See war ruhig, nur dann und wann kam ein leichter spielerischer Wind auf, die Sonne sagte als feuerroter Ball gute Nacht, und wir plauderten gemütlich mit zwei jungen Marineoffizieren. Einer war Schwede wie wir, der andere Norweger wie – nicht wir, und beide waren sehr unterhaltsam. Nach acht Uhr gingen wir in den Herrensalon hinunter. Dort war der Tisch reichlich mit guten Sachen gedeckt und von hungrigen Herren umringt. Nur die Signora und ich leisteten ihnen Gesellschaft. Die anderen Damen aßen und tranken en famille, drinnen in dem schönen, eleganten, aber nicht sehr gemütlichen Damensalon. Danach saßen wir noch ein paar Stunden an Deck, und der junge schwedische Marineoffizier, der als Kurier aus Stockholm auf dem Weg zu dem Geschwader war, das im Sund lag, hielt endlos danach Ausschau. Doch … auch gegen Abend kam es nicht zum Vorschein. Wir sagten ihm gute Nacht und krochen in unsere Kojen. Aber schlafen konnten wir trotzdem nicht. Um zwei Uhr nachts wurde die Ruhe, die in der Hitze herrschte, von einem heftigen Lärm an Deck und neben dem Dampfer gestört. Wir konnten nicht mehr schlafen und auch nicht mehr in der stickigen Koje liegen, also standen wir auf und gingen an Deck.

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